
Das Agakan-Zentrum eröffnet die »Moin Moin-Tagesgruppe« und erweitert das Angebot
Mit dem Ende der Moin-Moin-Wochenzeitung im Januar 2023 verschwand auch der bekannte Schriftzug vom Gebäudekomplex am Friedenshügel 2. Jetzt steht wieder „Moin Moin“ über der Tür, allerdings auf der Rückseite des Gebäudes, in dem seit April das Agakan-Zentrum seine neue Heimat gefunden hat.
Als regionaler Träger für soziale und pädagogische Hilfen bietet Agakan Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten – von der Kita-Assistenz, über Schulbegleitung, Familienhilfe und Erziehungsberatung, Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen bis zur Autismusberatung. „Die Schließung der MoinMoin hat auch mich sehr betroffen gemacht.
Ich habe dort viele Anzeigen geschaltet, schließlich habe ich 2003 mit meinem damaligen Partner Nils Weißenberg ganz in der Nähe in der Robert-Koch-Straße angefangen“, erzählt Agakan-Gründerin und Inhaberin Rebecca Kinsky. Als kleine Hommage findet sich die Begrüßungsformel deshalb im Namen der neu eröffneten Tagesgruppe, die über einen separaten Eingang in der Marienallee 70 verfügt. Ein halbes Jahr hat der Umbau der Räumlichkeiten im Erdgeschoss nach strengen Gesetzesvorgaben und Brandschutzanforderungen gedauert, den Rebecca Kinsky über einen 90.000 Euro-Kredit finanziert hat. Die Tagesgruppe bietet Platz für bis zu acht Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren, die hier nach der Schule durch qualifiziertes Personal begleitet werden. „Diese Kinder brauchen sozial-funktionale Unterstützung, um sich regelkonform zu entwickeln“, erläutert Rebecca Kinsky, warum die Ganztagsschule hier an ihre Grenzen stößt. Auftraggeber sind der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) oder die Eingliederungshilfe (EGH) der Stadt Flensburg beziehungsweise des Kreises Schleswig-Flensburg. Die neuen Räume der Tagesgruppe lassen Kinderherzen höherschlagen: Neben Werk-, Kreativ- und Bewegungsräumen gibt es eine Spielecke, Platz für Hausaufgaben, eine Küche, in der gemeinsam gekocht wird, einen Essensraum sowie behindertengerechte Sanitärräume. Der Graffiti-Künstler Kim Carstensen hat bunte Figuren auf die Wände gesprayt.
„Moin Moin – Deine Tagesgruppe“ prangt in großen Lettern im Flur. „Geplant ist auch noch ein kleiner Schrebergarten“, erzählt Rebecca Kinsky bei einem Rundgang. Auch der Rest des ehemaligen Verlagsgebäudes ist kaum wiederzuerkennen: Keine Spur mehr von nüchterner Büroatmosphäre, alles wirkt hell und einladend – das beginnt schon mit der kleinen Sitzbank vor der Eingangstür. Das Gebäude sei ein Glücksfall, sagt Rebecca Kinsky, und meint damit nicht nur die zentrale Lage. Von vorher 350 Quadratmetern in der Liebigstraße hat sich das Agakan-Zentrum mit dem Umzug an den Friedenshügel auf 1.000 Quadratmeter vergrößert, sodass unter dem Motto „alles unter einem Dach“ nun alle Aktivitäten, die bislang auch auf andere Standorte verteilt waren, hier gebündelt werden können.
Qualifizierungskurse und Autismusberatung: So finden sich im Obergeschoss auch die Schulungsräume der 2023 gegründeten Bildungsträger für soziale Hilfen GmbH (BfsH), als zertifizierte Einrichtung für Fort- und Weiterbildungen des Agakan-Zentrums. Gerade erst hat dort ein sechsmonatiger Kurs zur Qualifizierung als Schulbegleitung und Inklusionsassistenz in Teilzeit begonnen, für den auch ein Bildungsgutschein beantragt werden kann. Im besten Fall kann sich daraus später auch eine Jobperspektive bei Agakan ergeben, denn der Bedarf nach qualifiziertem Personal steigt. Derzeit beschäftigt das Agakan-Zentrum rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vor allem im Außendienst – sprich in Schulen, Kitas, aber auch bei Familien zu Hause – tätig sind.
Eine Erweiterung des Angebots ist im Bereich der Autismusberatung geplant, die sich künftig auch an Erwachsene richten soll. Hierzu sei man noch in Verhandlung mit der Stadt und dem Kreis Schleswig-Flensburg, berichtet Rebecca Kinsky, die sich selbst eher als „Streetworkerin“ denn als Geschäftsführerin sieht. Menschen mit Defizit oder Handicap zu helfen, ist für die 47-Jährige eine Herzensangelegenheit. Bildung und Teilhabe für alle sind ihr ganz wichtig. „Bei mir steht soziale Hilfen nicht nur auf dem Türschild“, betont die dreifache Mutter, die neben ihrem leiblichen Kind auch zwei Pflegekinder hat. In ihrer Freizeit kümmert sie sich auch um Obdachlose.
Aber was hat es nun mit dem ungewöhnlichen Namen „Agakan“ auf sich, der manch einen eher an eine Kampfschule oder Sekte erinnert? Dabei ist das Wort eigentlich nichts anderes als eine Abkürzung für die Abschlussarbeit von Rebecca Kinsky zum Thema „Aggressionsabbau und Kommunikationstechniken“. Die Idee dazu hatte ihr ehemaliger und leider viel zu früh verstorbener Partner Nils Weißenberg, der eingefleischten SG-Fans noch als Trompeter in Erinnerung sein dürfte. Weitere Infos unter www.agakan.de, Tel. 0461 3186699. (Michael Philippsen)
Der Bericht wurde zur Verfügung gestellt mit freundlicher Genehmigung des Wirklich Verlages www.wirklichverlag.de